From: Michael Kohs <***@gmx.de>
Subject: Re: Aussprache: hebraeisches Alphabet
Newsgroups: de.etc.sprache.klassisch
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Date: Fri, 23 Apr 2004 18:41:29 +0200
Hallo,
Post by Olaf DietrichWie werden in der deutschsprachigen Hebraistik (genauer im
alttestamentarischen Kontext) denn üblicherweise die
Buchstabennamen ("Aleph", "Beth", "Gimel" usw.) ausgesprochen?
Ich bin nur Student der und habe keinen tiefgründigen Einblick in
die
deutsche Hebraistik, weiß demnach nicht, ob es wissenschaftlich
festgelegte Konventionen zur Ausprache des (Alt)Hebräischen gibt.
Ich
habe aber mal aus dem, was ich von unseren Dozenten in der Judaistik
Post by Olaf DietrichAleph (א): /alɛf/ (ASCII-IPA /alEf/)?
Alef: /a:lEf/, schwankt zwischen /a/ und /a:/.
Post by Olaf DietrichBeth (ב): /bet/, /bɛt/, /vet/, /vɛt/, /beθ/, ...
(ASCII-IPA: /bet/, /bEt/, /vet/, /vEt/, /beT/, ...)?
Bet:
Hier hört man viele Varianten: /bet/, /bEt/, /beIt/, /bEIt/. Die
Aussprache mit /v/ nur äußerst selten, beim Buchstabieren wird
i.d.R.
/b/ gesprochen, auch wenn kein Dagesch steht. /T/ oder /s/ statt /t/
nur im jiddischen Kontext.
Post by Olaf DietrichGimel (ג): mit /g/ im Anlaut oder /χ/ (/X/) oder einem ähnlichen
Reibelaut?
Gimmel: nur /***@l/
Dalet: /da:lEt/
He: /he:/, /heI/, /hEI/
Waw: /vaf/, manchmal /vav/
Sajn: /zaen/, manchmal /zai:n/
Chet: /xEt/ mit [x]
Tet: /tEt/, manchmal /te:t/
Jud: /jUd/, auch /jud/; praktisch nie mit /o/
Kaf/Chaf: /kaf/; /xaf/ (relativ öfter als /vet/); beides mit [x]
Lamed: /la:mEd/
Mem: /mEm/
Nun: /nu:n/
Samech: /samEx/, auch /samex/, beides mit [x]
Ajin: /aen/, /ain/
Pe/Fe: /pe:/, /peI/, /pEI/; /fe:/, /feI/
Zade: /tsade:/, /tsad@/
Kuf: /ku:f/, /kUf/; fast nie mit /o/
Resch: /re:S/, /re:IS/, auch /rES/?
Schin/sin: /SIn/, /sIn/; auch mit /i/
Taw: /taf/, auch /tav/
Post by Olaf DietrichIst die Aussprache (auch gelesener hebräischer Texte) relativ
einheitlich? Gibt es ähnlich wie im Altgriechischen verschiedene
»Schulen«?
Grundsätzlich ist feststellen, dass keine Differenzierung zwischen
Alef und Ajin, Chet und Chaf, Tet und Taw erfolt. Semitische
Kehllaute u.Ä. werden von deutschen Muttersprachlern nicht als
solche
gesprochen (wäre wohl auch etwas zuviel verlangt), sondern dem
Phoneminventar angepasst. Das rekonstruierte historische Aussprachen
des Hebräischen in der Lehre wirklich genutzt werden, ist mir noch
nicht untergekommen - biblische, rabbinische und moderne hebräische
Texte werden also mit gleicher moderner, dem Deutschen weitgehend
entsprechender Aussprache gelesen, wobei sich die regionale Herkunft
des Sprechers und des damit verbundenen Akzents natürlich auch im
Hebräischen bemerkbar macht (bsw. Realisierung des /r/). Allerdings
wurde in den Sprachkursen natürlich auf die in verschiedenen
Sprachstufen und Kulturkreisen voneinander abweichende Aussprache
hingewiesen.
Gruß
Micha
--
gequetschter, gepreßter Kehlkopflaut [...], nach einer 'klassischen' Beschrei-
bung ähnlich dem gepreßten a-Laut, den man vor dem Sich-Übergeben hervorbringt.
[Anmerkung zur Aussprache des hebräischen Buchstaben Ajin
aus: Stähli: Hebräisch-Kurzgrammatik, Göttingen 1985]